Lotti Latrous lebte zusammen mit ihrer Familie in der Elfenbeinkuste, als das Aids-Virus in aller Welt, vor allem aber in Schwarzafrika Millionen von Toten forderte. Aziz, ihr Mann, arbeitete damals fur einen Schweizer Grokonzern, die drei Kinder waren in der Schule, und Lotti tat, was sie tun musste: jenen helfen, die am meisten unter der Krankheit litten. Den Armsten der Armen. Zusammen mit ihrem Mann eroffnete sie in Adjouffou, einem Slum der Wirtschaftsmetropole Abidjan, ein Ambulatorium und holte die Kranken eigenhandig aus ihren armseligen Hutten. Sie kam tausendfach zu spat. Aber zusammen mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern - die meisten von ihnen waren selber HIV-infiziert - konnte sie auch viele Leben retten. Nicht lange, da kamen erst ein Sterbespital und etwas spater ein Waisenhaus hinzu. In regelmaigen Abstanden besuchte Lotti ihre Familie, die inzwischen in Kairo lebte. Ihr schlechtes Gewissen, dass sie in Abidjan blieb und sich um "e;fremde"e; statt um die eigenen Kinder kummerte, plagte sie Tag und Nacht. Dass die Familie heute noch intakt ist, empfindet sie als das grote Geschenk. Ebenfalls ein Geschenk ist, dass sie - nach einer personlichen Krise - den Weg zuruck in ihr Hilfswerk fand und sich dieses so entwickelte, wie sie es sich in ihren kuhnsten Traumen nicht ausgemalt hatte. Sie ist absolut uberzeugt: "e;Auch wenn wir vieles oft nicht verstehen, am Ende ergibt alles einen Sinn."e;