Kapitel 1 Würth: ein Ausnahmeunternehmer und sein Unternehmen 23
Reinhold Würth - der Unternehmer 23 Das Unternehmen Würth 30
Kapitel 2 Das Würth-Managementsystem im Überblick 37
Der Würth-Erfolg durch die Brille der Systemtheorie 38 Die Bestandteile des Managementsystems und ihr Zusammenwirken 46
Kapitel 3 "Weiche" Elemente der Würth-Unternehmenskultur: die Grundwerte 53
Haupttriebfeder Wachstum: "Was weniger als 10 Prozent wächst, ist krank." 54 Kundenorientierung als Leitstern: "Meine Leute sind nicht bei mir angestellt, sondern beim Kunden." 55 Der Mensch steht im Mittelpunkt: "Lust an der Leistung" 59 Dezentralität: "Je größer die Erfolge, desto größer die Freiheitsgrade." 62 Die Flüssigkeit der Macht: "Alle Macht fließt zum Vorteilsgeber." 64 Führen heißt Machen: "Wissen ist Schlaf. Realisieren ist Macht." 65 Kontinuierlicher Verbesserungsprozess auf schwäbisch: "Jedes Mal a' bissle besser" 67
Kapitel 4 "Harte" Elemente der Würth-Unternehmenskultur: die Führungsprinzipien 71
Würth als fraktales Unternehmen 72 Regelkreise bestimmen den Führungsalltag 74 "Policies and Procedures" (PAP) als "Weltsprache" und Management-Handbuch 78
Kapitel 5 Wachstum: Glaube und Klima 83
Würth als "Wachstumsweltmeister" 84 Einfache Wachstumslogik: freie Potenziale erkennen und Engpässe beseitigen 86 Ehrgeizige Langfristziele 90
Kapitel 6 Die Wachstumstechniken 95
Fortlaufend bessere Produkte und Dienstleistungen als Basis 96 Grundprinzip Zellteilung des Stammgeschäftes: Regionalisierung und Branchenspezialisierung 100 Internationalisierung des Stammgeschäftes 106 Akquisitionen und schrittweise Diversifikation 109
Kapitel 7 Strikte Dezentralisierung: der Konzern als Gruppe von Kleinunternehmen 115
Organisation nach dem Baukastenprinzip 116 Maximale Kundennähe durch strikte Dezentralität 120 Koppelung von Eigenverantwortung und Erfolg 121 Führungsmatrix: das Prinzip der optimalen Reibung 123 Exkurs: die Corporate-Governance-Mechanismen 126
Kapitel 8 Navigation des Unternehmens: Würth-Info-System und Regelkommunikation 129
Aufbau des Würth-Info-Systems: einheitliche Definitionen und Datenbasis 130 Standardauswertungen und Regelkommunikation: perfekte Transparenz zur Selbststeuerung 131 Benchmarking: "Egal wie gut du bist, in diesem Detail ist dein Kollege besser." 140 Nie endender Verbesserungszyklus 143
Kapitel 9 Kernprozesse der Führung 145
Der Zielsetzungs- und Planungsprozess (Z&P) als Grundlage: Top-down- und Bottom-up-Willensbildung 147 Z&P-Commitment-Konferenz 150 Monatliche Plan-Ist-Vergleich(PIV)-Konferenzen 158 Verkaufsinformation und -aktion (VIA): Der Z&P-Spiegelbildprozess zur Außendienststeuerung 160
Kapitel 10 Das Würth-Anreizsystem: "Leistung muss sich lohnen." 167
Bezahlung der Führungskräfte: "Zieleinkommen für Zielerreichung" 167 Bezahlung des Außendienstes: "Erfolg ist freiwillig." 170 "Weiche" Anreizkomponenten: Verkäuferclubs, Reisen, Autos 176
Kapitel 11 Das "Geheimnis" des Würth-Erfolgs und die Übertragbarkeit des Managementsystems 179
Kernelemente des Managementsystems 179 Richtige Theorie für die erfolgreiche Praxis 187 Was ist neu am Würth-Managementsystem? 190 Die Übertragbarkeit des Managementsystems auf andere Unternehmen 195
Literatur 203
Register 207
Abkürzungen der Würth-Gruppe 210
Auch das Internet braucht Schrauben
Auch das Internet braucht Schrauben Als Bernd Venohr und Dieter Krämer erstmalig das Würth-Managementsystem für eine breite Öffentlichkeit entschlüsselten, bezeichnete Management-Guru Fredmund Malik das Buch als „Meilenstein“. Tausende Leser wollten seitdem wissen, wie es der kleinen Schraubenhandlung aus Künzelsau gelingen konnte, Weltmarktführer zu werden. Und da stand die digitale Transformation noch gar nicht auf der Tagesordnung! Aber auch das hat Würth geschafft: Das Geschäftsmodell, das auf seinem Top-Außendienst beruht, wurde erfolgreich in die digitale Welt überführt. Lennart Paul hat den Digitalisierungsprozess bei Würth unmittelbar begleitet, und verrät in der Neuauflage des Wirtschaftsklassikers, wie dies gelungen ist.
"Dieses Buch über Würth ist ein Meilenstein für richtige unternehmerische Führung jenseits von Shareholder-Value und anderen Zeitgeistmoden. Es zeigt die erfolgreiche praktische Anwendung von Prinzipien natürlicher Systeme und ihren kybernetischen Funktionsgesetzen. Es ist ein Bericht über richtiges und gutes Management. Vernetzte Regelkreise, Selbstregulierung und Selbstorganisation bringen das für den unternehmerischen Erfolg entscheidende Wissen zur Wirkung. Es zeigt den Weg zum lebensfähigen System." Prof. Dr. Fredmund Malik, St. Gallen
"Wachsen wie Würth gibt einen spannenden Einblick in die zum Teil sehr unkonventionellen Management-Grundsätze und Methoden des Unternehmens, geprägt natürlich auch durch die Persönlichkeit Reinhold Würth. Darüber hinaus enthält das Buch zahlreiche interessante Anregungen für Wachstumsstrategien auch in schwierigen Märkten." Dr. Reinhard Zinkann; geschäftsführender Gesellschafter Miele & Cie. KG, Gütersloh
Dr. Bernd Venohr ist Unternehmer und beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit den Themen Strategie und Unternehmenserfolg. Dieter Krämer war viele Jahre lang Mitglied der Konzernleitung von Würth. Als enger Wegbegleiter von Reinhold Würth war er vor allem für die Gestaltung der Strukturen und Managementprozesse der Gruppe verantwortlich. Lennart Paul war in der Würth-Gruppe als Corporate Start-up Founder, Projektleiter und Vorstandsassistent tätig, und begleitete Würths Digitalisierung.
Einleitung
Eine kurze Zeitreise
Künzelsau im April 2005: Würth, der Weltmarktführer im Bereich Befestigungs- und Montagetechnik, feiert ein Doppeljubiläum: 60 Jahre seit der Firmengründung 1945; 70. Geburtstag von Reinhold Würth. Einer der Höhepunkte ist der Galaabend am 22. April mit 2?500 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft im größten freitragenden Zelt der Welt, dem "Millenniums-Dom", das für die Feierlichkeiten auf dem Firmengelände aufgebaut wurde. Eine Vielzahl prominenter Gäste, Festansprachen und das spektakuläre Unterhaltungsprogramm mit der "Philharmonie der Nationen" unter der Leitung von Justus Frantz, einem Abschlussauftritt von José Carreras, dazwischen Geburtstagsgrüße via Leinwand aus aller Welt - von Franz Beckenbauer bis Bud Spencer -, unterstreichen Erfolg und Selbstverständnis des Unternehmens und Unterneh-mers. Ein "Tag des Handwerks" für Kunden, Festabende für Mitarbeiter sowie ein Lieferantentag mit insgesamt 20?000 geladenen Gästen sowie ein "Tag der offenen Tür" mit weit über 50?000 Besuchern runden die Woche der Feierlichkeiten ab. Künzelsau im Juli 1945: Gründung der Firma als Schraubengroßhandlung durch Adolf Würth als Ein-Mann-Unternehmen plus Ehefrau kurz nach Kriegsende unter schwierigsten Bedingungen in der fränkisch-schwäbischen Kreisstadt.1 Zu Beginn zieht Würth mit einem Leiterwagen hinter einer eingespannten Kuh zu Fuß durch das Land und beliefert Handwerker in der Umgebung. Genau wie Tausende seiner Wettbewerber auch. Der erstgeborene Sohn Reinhold hilft von Kindesbeinen an mit im Unternehmen, vor allem im Lager und beim Ausliefern der Ware. Mit 14 Jahren verlässt er die Künzelsauer Oberschule und tritt als Lehrling und zweiter Mitarbeiter in das Unternehmen des Vaters ein. Die Firma entwickelt sich gut und ermöglicht Adolf Würth selbstständiges Arbeiten und Unabhängigkeit, und sichert der Familie ein gutes Auskommen. Das ausgeprägte Sicherheitsbedürfnis des Gründers steht allerdings einer weiteren Expansion im Wege. Reinhold Würth schließt seine Lehre zum Großhandelskauf-mann 1951 ab und erwirbt mit einer Sondergenehmigung den Kfz- Führerschein, um seinen Vater, der keinen Führerschein besitzt, zu gemeinsamen Kundenterminen zu fahren. Auch besucht er schon sehr früh eigene Kunden im gesamten Bundesgebiet. Dabei durchlebt er eine harte Schule: "Als ich nach zwei Wochen mit einem Bündel von Aufträgen zurückkam, hat er mich nach dem schwäbischen Motto ›Net g'schimpft isch au g'lobt‹ stehen lassen"2. Dann der plötzliche Tod des Vaters im Dezember 1954: Der 19-jährige Reinhold Würth übernimmt nach diesem Notfall gemeinsam mit seiner Mutter die Leitung der Schraubengroßhandlung. Zunächst ging es nur darum, die Situation zu meistern, die Zahlungsfähigkeit zu erhalten und Ware zu beschaffen. Neugier und Zielstrebigkeit, zwei hervorstechende Charaktereigenschaften von Reinhold Würth, führen das Unternehmen bald auf einen starken Wachstumspfad. "Als ich nach der Übernahme der Firma merkte: ›Hoppla, du kannst ja den Betrieb führen, das geht ja recht gut, das geht sogar besser, als du dir das gedacht hast‹, kam meine Entdeckerfreude auch geschäftlich zum Tragen. Da hatte ich dann allmählich die Idee, das Unternehmen aggressiv auszubauen und den Schraubenhandel in immer größeren Dimensionen voranzutreiben. Man kann diese Idee an keinem bestimmten Jahr oder Ereignis festmachen. Sie hat sich evolutionär entwickelt, und mit wachsender Größe und Stabilität der Strukturen habe ich dann meinen Blick immer weiter in die Zukunft hinaus richten können".3 Innerhalb weniger Jahre wird aus dem lokalen Händler erst ein überregional arbeitendes Unternehmen und schließlich ein global tätiger Konzern. 50 Jahre nachhaltig profitables Wachstum
Die Würth-Gruppe ist äußerst erfolgreich: 6,2 Milliarden Euro Umsatz, über 300 operative Gesellschaften mit 800 Profit-Centern und 47?000 Mitarbeitern weltweit, davon mehr als die Hälfte fest angestellte Verkäufer im Außendienst, ein Betriebsergebnis von über 400 Millionen Euro (Geschäftsjahr 2004). In jedem der letzten 50 Geschäftsjahre hat Würth schwarze Zahlen geschrieben. Bis auf ein Jahr (1975) wurde der Umsatz über 50 Jahre kontinuierlich mit meist zweistelligen Wachstumsraten gesteigert. Dies gilt auch für das gerade abgeschlossene Geschäftsjahr 2005: Würth steigerte den Umsatz nach vorläufigen Angaben um 11,1 Prozent auf 6,89 Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis stieg ebenfalls zweistellig auf 440 Millionen Euro. Fast jedes Jahr neue Rekorde bei Umsatz und Gewinn, weitgehend unabhängig von Standort-, Konjunktur- und Branchenkrisen. Wie erzielt Würth dieses nachhaltige und profitable Wachstum?