ADORNO, HORKHEIMER, MARCUSE, BLOCH – DER BRIEFWECHSEL MIT GÜNTHER ANDERS
Der Band versammelt Günther Anders’ bislang unveröffentlichte Briefwechsel mit Philosophen aus ihm nahestehenden Denktraditionen: mit Plessner, einem Hauptvertreter der philosophischen Anthropologie, mit Adorno, Horkheimer und Marcuse, die aus der ersten Generation der Frankfurter Schule stammen, sowie mit Bloch, der wie Anders der Kritischen Theorie zwar nahestand, aber dennoch ein «Outsider» blieb. Anders teilt mit diesen Denkern nicht nur eine weitreichende biografische Gemeinsamkeit – die Erfahrungen der Vertreibung aus NS-Deutschland, der Entfremdung vom jüdisch-deutschen Milieu und der Shoah. Er teilt mit ihnen auch das Anliegen, als Antwort auf diese Erfahrungen eine konkrete, nicht-akademische und engagierte Philosophie zu entwickeln. Wie umstritten die Verwirklichung dieses Ziels unter den genannten Philosophen ist, dokumentieren ihre Briefe: Gerade im Streitgespräch mit Adorno werden die Bruchlinien zwischen akademischer und eingreifender Philosophie zum Thema. In einem Brief an Marcuse spricht Anders vom Philosophen als dem «grundsätzlich Anstößigen», während er in einem anderen Brief betont: «man kann sich nicht für Widerspruch bezahlen lassen». Von diesen hohen moralischen Ansprüchen an Intellektuelle und Schreibende zeugen die Briefe in diesem Band. Neben biografischen und zeithistorischen Aspekten machen sie vor allem auch ein Stück Philosophiegeschichte erfahrbar, mithin das Denken und Handeln einer Generation von Intellektuellen, welche die Politik und Kultur Nachkriegseuropas entscheidend prägte.
Ein Stück deutsche Philosophiegeschichte Auf der Suche nach einer anderen, nicht-akademischen Philosophie Adorno und Anders über ihre philosophischen und persönlichen Differenzen
Günther Anders (1902-1992) zählt zu den bedeutendsten Philosophen des 20. Jahrhunderts. Für Jean Améry ist er der "wahrscheinlich schärfste und luzideste Kritiker der technischen Welt". Sein Hauptwerk ist "Die Antiquiertheit des Menschen".
Reinhard Ellensohn ist freier Kulturwissenschaftler und Sekretär der Internationalen Günther Anders Gesellschaft. Zuletzt hat er bei C.H.Beck Günther Anders’ Musikphilosophische Schriften sowie seine "Schriften zu Kunst und Film" (gemeinsam mit Kerstin Putz) herausgegeben.
Kerstin Putz ist Literaturwissenschaftlerin und Ausstellungskuratorin am Literaturmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien. Zuletzt hat sie bei C.H.Beck den Briefwechsel "Schreib doch mal hard facts über Dich" zwischen Günther Anders und Hannah Arendt herausgegeben sowie gemeinsam mit Reinhard Ellensohn Anders’ "Schriften zu Musik und Film" ediert.