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Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs

Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs

Wie Privatanleger das Spiel gegen die Finanzbranche gewinnen

vonKommer, Gerd
Deutsch, Erscheinungstermin 10.09.2015
lieferbar

eBook

26,99 €
(inkl. MwSt.)

Buch (broschiert)

32,00 €
(inkl. MwSt.)
Renditebringer Indexfonds und ETFs: die heimlichen Stars der Geldanlage

Informationen zum Titel

978-3-593-43207-6
Frankfurt
10.09.2015
2015
4
4. aktualisierte Auflage
eBook
PDF mit digitalem Wasserzeichen
371
45 Tabellen, 6 Grafiken
Deutsch
Persönliche Finanzen
Inhalt


Einleitung 9

Was dieses Buch für Sie tun wird 13

1 Wie die Wertpapiermärkte tatsächlich funktionieren 15
1.1 Die enttäuschenden Renditen von Aktienanlegern und Investmentfonds 15
1.2 Mindestens 50% Underperformer sind mathematisch notwendig 26
1.3 Die Moderne Portfoliotheorie: Wissenschaft schlägt Praxis 32
1.4 Die Efficient-Market-Theorie (EMT): "Die praktischste Sache der Welt" 38
1.5 Risiko und Rendite sind untrennbar miteinander verbunden 56
1.6 Regression zum Mittelwert: Die mächtige Tendenz zum Durchschnitt 60
1.7 Wie Diversifikation wirklich funktioniert 64
1.8 Asset-Allokation: Was die Rendite Ihres Portfolios tatsächlich bestimmt 76
1.9 Investmentpornografie: Allgegenwärtig in der Finanzbranche 79
1.10 Risiko richtig verstehen 85
1.11 Warum Anleger noch immer das Verliererspiel des aktiven Managements spielen 101

2 Lassen Sie sich nicht täuschen: 18 verhängnisvolle Anlegerfehler 105
2.1 Fehler 1 - Sich an historischen Renditen von Fonds und aktiven Investmentstrategien orientieren 105
2.2 Fehler 2 - Nebenkosten des Investierens unterschätzen 107
2.3 Fehler 3 - An Kursprognosen der "Experten" glauben 114
2.4 Fehler 4 - Aktive Anlagestrategien praktizieren 121
2.5 Fehler 5 - Annehmen, den Markt schlagen zu wollen, koste nichts 135
2.6 Fehler 6 - Glauben, Experten könnten den besten Einstiegszeitpunkt finden 138
2.7 Fehler 7 - Ein gutes Unternehmen für eine gute Aktie halten (Value- versus Growth-Aktien) 142
2.8 Fehler 8 - Sich an Fonds-Ratings (Fondsnoten) orientieren 150
2.9 Fehler 9 - Von Fondsmanagern einen Mehrwert erwarten 153
2.10 Fehler 10 - Annehmen, Risikoabsicherung sei umsonst zu bekommen 160
2.11 Fehler 11 - Mit einzelnen Branchen den allgemeinen Markt outperformen wollen 163
2.12 Fehler 12 - Sich auf Renditeangaben der Finanzindustrie verlassen 166
2.13 Fehler 13 - Der Geldillusion aufsitzen (sich von nominellen Zahlen narren lassen) 176
2.14 Fehler 14 - Auf die Beratung durch Banken und Vermögensberater vertrauen 181
2.15 Fehler 15 - In einzelne Aktien und andere einzelne Wertpapiere investieren 185
2.16 Fehler 16 - Auf "Private Banking" und bekannte Markennamen vertrauen 188
2.17 Fehler 17 - In aktiv gemanagte Rentenfonds investieren 192
2.18 Fehler 18 - In Hedge-Fonds investieren 197

3 Grundprinzipien einer überlegenen Anlagestrategie: Indexing 206
3.1 Passiv investieren mit traditionellen Indexfonds und ETFs 206
3.2 Verstehen, wie ein Indexfonds einen Wert?papier?index nachbildet (Replikationsmethoden) 216
3.3 Auch risikoscheue Anleger sollten in Schwellenländer investieren 221
3.4 Nebenwerte schlagen Blue Chips 223
3.5 Rohstoff-Investments lohnen sich - aber viele Anleger machen es falsch 226
3.6 Immobilien-Investments: Oft, aber nicht immer sinnvoll 234
3.7 Das eigene Humankapital bei Anlageentscheidungen berücksichtigen 240
3.8 Währungsabsicherung bei Aktienfonds ist überflüssig 243
3.9 Sollte man noch andere "Faktorprämien" berücksichtigen? 247
3.10 Gewichtung nach Marktkapitalisierung oder nach BIP? 251
3.11 Das Konzept der "risikofreien" Anlage 253
3.12 Der eingebaute Steuervorteil von Buy and Hold (Kaufen und Halten) 262
3.13 Die Besteuerung von Fondsanlagen in Deutschland 265

4 So bilden Sie Ihr persönliches Indexing-Portfolio ("Weltportfolio")? 273
4.1 Ihre Asset-Allokation bestimmen - das Weltportfoliokonzept 273
4.2 An welchen Indizes sollte man sich orientieren? 280
4.3 Das Weltportfolio - Struktur und Aufbau 287
4.4 Das Weltportfolio - Umsetzung mit konkreten Produkten 295
4.5 Rebalancing - Ihre Portfoliostruktur bewahren 301
4.6 Wertpapiersparpläne (Fondssparpläne) 306

5 Lassen Sie sich nicht von der richtigen Strategie abbringen 309
5.1 Ihr Bankberater oder Finanzberater rät Ihnen von Indexing ab 309
5.2 Indexing bedeutet nicht, sich mit dem Durchschnitt zufriedenzugeben 311
5.3 Indexanlagen liegen auch in der Baisse vorn 312
5.4 Indexfonds sind auch bei Nebenwerten und Schwellenländeraktien überlegen 314
5.5 Investmentprodukte, von denen man die Finger lassen sollte 316
5.6 Indexing - wie man es nicht machen sollte 324
5.7 Was tun im Crash? 325
5.8 Zwanzig Gebote für rationale Anleger 335

Anhang 344
Historische Korrelationen zwischen den wichtigsten Asset-Klassen 344

Historische Asset-Klassen-Renditen seit 1970 346

Glossar 348

Verzeichnis der Infoboxen 352

Danksagung 354

Literaturverzeichnis 355

Leseempfehlungen 361

Webseiten 362

Register 364
Renditebringer Indexfonds und ETFs: die heimlichen Stars der Geldanlage
Ganz normale Sparer haben kaum noch Möglichkeiten, ihren Spargroschen zu vermehren. Es sei denn, sie investieren in Indexfonds und ETFs, den neuen Trend für smarte Anleger! Seit 15 Jahren berät Gerd Kommer private Investoren mit großem Erfolg bei der Anlage in Indexfonds und ETFs. In der neuen, komplett aktualisierten Auflage seines Klassikers lernen Sparer, wie sie ihr persönliches Index-Portfolio zusammenstellen und managen, und so auf lange Sicht mit minimalem Aufwand zu einer attraktiven Rendite kommen. Und zwar ohne dass die Bank mitverdient!
Gerd Kommer studierte Betriebswirtschaftslehre, VWL, Politikwissenschaft und Steuerrecht in Deutschland, den USA und Liechtenstein. Er ist in leitender Position im Firmenkundengeschäft eines Asset-Management-Unternehmens in London tätig.
Einleitung


"Spekulieren Sie bloß nicht. Nehmen Sie Ihre Ersparnisse und kaufen Sie eine gute Aktie. Behalten Sie sie, bis sie nach oben geht. Dann verkaufen Sie. Falls die Aktie nicht steigt, kaufen Sie sie nicht."
Will Rogers, 1879-1936, amerikanischer Komiker und Stummfilmstar

Die meisten Leser werden es schon oft gehört und gelesen haben: Rund drei Viertel aller Aktien- und über 90% aller Rentenfonds scheitern langfristig an der Aufgabe, einen korrekt gewählten Vergleichsindex - also den Markt - zu schlagen. Dasselbe gilt für Profianleger außerhalb der Investmentfondsbranche und erst recht für Privatanleger, die direkt in Aktien investieren. Schlimmer noch: Die kleine Gruppe derjenigen, denen es gelingt, den Markt in einem einzelnen Zeitabschnitt zu übertreffen, wechselt in ihrer Zusammensetzung ständig und unvorhersehbar. Aktives Investmentmanagement - der Versuch, den Markt zu übertreffen - scheitert fast immer grandios. Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs deckt das Ausmaß und die Ursachen dieses Debakels auf, das vielen Privatanlegern jährlich unnötig niedrige Gewinne oder hohe Verluste beschert. Das geht zulasten von Vermögensbildung und Altersvorsorge von Privatanlegern.
Doch wichtiger als die Diagnose des Missstandes ist seine Therapie. Dieses Buch zeigt Ihnen, wie das Investieren mit Indexanlagen (kurz "Indexing" genannt) funktioniert und warum dies die Idealstrategie für Privatanleger ist. Indexing kombiniert vier Prinzipien:

- radikale Kostenminimierung,
- "Buy and Hold" (Kaufen und Halten) statt Spekulieren und renditeschädliches "Rein-und-Raus",
- "passives" Investieren mit denkbar simplen, einfach zu verstehenden Indexfonds und
- höchstmögliche Sicherheit relativ zur Zielrendite durch globale Diversifikation.

Was sind Indexanlagen? Es handelt sich dabei um einfache Investmentprodukte, mit denen sich die Rendite eines Wertpapierindex, wie z.B. des DAX, exakt nachbilden lässt. Steigt der Index um 1%, so erhöht sich auch der Wert der Indexanlage um 1% - und umgekehrt. Um die Rendite einer Indexanlage, seien das nun Aktien, Anleihen, Immobilien oder Rohstoffe, zu überprüfen, genügt daher ein kurzer Blick in die Zeitung oder ins Internet, wo täglich die Veränderungen aller wichtigen Wertpapierindizes der Welt über einen Tag, ein Jahr oder längere Zeiträume genannt werden. Mühselige Produktrecherche, hektisches hinter immer neuen Produkten Herhecheln und laufende Depotüberwachung entfallen.
Es gibt zwei Typen von Indexanlagen: traditionelle Indexfonds und börsengehandelte Indexfonds. Letztere sind besser bekannt unter ihrem Akronym: ETFs - Exchange Traded Funds.
Die Vorteile von Indexing gegenüber den Dutzenden alter und neuer "aktiver" Anlagestrategien1 sind gewaltig: Indexing

- führt Sie auf lange Sicht mit höherer Wahrscheinlichkeit in die Gruppe der erfolgreichsten 10% bis 20% aller Anleger als jeder andere Investmentansatz;
- ermöglicht eine genauere Festlegung des Risikos als aktives Anlegen auf die Höhe, die Ihrer spezifischen Wunschkombination aus persönlicher Risikotragekapazität und Zielrendite entspricht;
- ist leichter zu verstehen, leichter umzusetzen und erfordert weniger Betreuungsaufwand als konventionelles, aktives Investieren;
- ist Investieren mit dem Markt, nicht gegen ihn.
- verhilft Ihnen aufgrund seiner wissenschaftlichen Begründung zu mehr Seelenfrieden als jeder andere Investmentansatz.

Indexing lässt sich bereits mit 100 Euro im Monat umsetzen, wird aber auch von den größten Wirtschaftsunternehmen der Welt angewandt.
Die Erfolgsgeschichte von Indexing ("passivem" Investieren) begann mit einer Dissertation, die der französische Mathematiker Louis Bachelier im Jahr 1900 an der Pariser Universität Sorbonne einreichte und in der er einige der theoretischen Grundlagen formulierte. Leider wurde Bacheliers Genialität (der sogar eine wichtige mathematisch-physikalische Erkenntnis Einsteins um fünf Jahre vorwegnahm) zu seiner Zeit verkannt und die Dissertation fand erst rund fünf Jahrzehnte nach seinem Tod Beachtung.

Infobox: Aktives und passives Investieren
Aktives Anlagemanagement ist der Versuch, auf der Basis einer bestimmten Anlagestrategie eine "Überrendite" (neudeutsch "Outperformance" oder "excess return") zu erzielen, also eine höhere Rendite als der Durchschnitt der übrigen Marktteilnehmer - gemessen an einem Vergleichsindex ("Benchmark", siehe Infobox/IB, Abschnitt 1.1). Anders formuliert: Es ist der Versuch eines einzelnen Investors oder Fondsmanagers, Wertpapiere oder ganze Marktsegmente zu identifizieren, welche die restlichen Marktteilnehmer vermeintlich vorübergehend über- oder unterbewertet haben. Sobald der restliche Markt seinen "Irrtum" erkennt und korrigiert, kann der Investor/Fondsmanager - so die Vorstellung - einen Gewinn realisieren. Aktives Anlegen ist stets spekulatives Anlegen, da der Anleger bewusst von einer marktneutralen Gewichtung seiner einzelnen Anlagepositionen zugunsten einer im Zeitablauf meist wechselnden Über- oder Untergewichtung bestimmter Assets oder Asset-Klassen (siehe IB, Abschnitt 1.3) abweicht, also auf mögliche Diversifikation verzichtet. Dem steht "passives" Portfoliomanagement (Indexing) gegenüber - eine Buy-and-Hold-Strategie (siehe IB, Abschnitt 1.1), bei der ein Investor alle Wertpapiere, die zu einer bestimmten Asset-Klasse gehören, und alle wesentlichen Asset-Klassen hält. Aktives Trading (laufendes Kaufen und Verkaufen) findet nicht statt. Im Unterschied zu aktivem Portfoliomanagement verfolgt passives Management nicht das Ziel, eine Outperformance (Überrendite) zu erzielen und ist damit weniger risikoreich und weniger arbeitsaufwändig. Abschnitt 1.1 wird zeigen, dass auf lange Sicht die große Mehrheit der aktiven Anleger den Markt, also einen korrekt gewählten Vergleichsindex, underperformt und dass die wenigen Outperformer von Periode zu Periode nicht vorhersehbar wechseln.

Anfang der 70er Jahre hatte sich die Finanzökonomie jedoch so weit entwickelt, dass man begann, die Vorteile von Indexing zu erkennen. 1973 legte die amerikanische Wells Fargo Bank den weltweit ersten Indexfonds für "institutionelle", das heißt große gewerbliche Anleger auf. 1976 folgte die Auflage des ersten Indexfonds für Privatanleger durch die amerikanische Fondsgesellschaft Vanguard. Vanguard war kurz vorher vom mittlerweile legendären John Bogle gegründet worden. 2014 war Vanguard die zweitgrößte Fondsgesellschaft der Welt. Zunächst wurde der "Vanguard 500 Index Fund" (der bis heute den amerikanischen S&P-500-Index der Standardwerte abbildet) als "Bogles Narrheit" verlacht, doch nach einem zähen Start wuchs der Fonds im Jahr 2000 aufgrund seines Erfolgs zum größten Publikumsfonds der Welt - 100 Jahre nach Bacheliers bahnbrechender Veröffentlichung. Heute konzentrieren sich drei der fünf größten Vermögensverwaltungsgesellschaften der Welt vorwiegend auf indexbasierte, "passive" Anlagen und sieben der zehn größten Publikumsfonds der Welt sind Indexfonds.
Über alle Länder hinweg dürfte der Marktanteil des passiven Investierens immer noch unter 10% liegen (exakte weltweite Zahlen sind nicht verfügbar, aber es besteht kein Zweifel: seit rund 20 Jahren wächst er schneller als der Marktanteil des aktiven Investierens). In Deutschland hat Indexing seit Mitte der 90er Jahre langsam an Popularität gewonnen; seit einigen Jahren zunehmend auch bei Privatanlegern. Die bitteren Erfahrungen, die viele Anleger und Investoren mit aktiven Investmentstrategien seit dem Dot-com-Crash ab Anfang 2000 und dann noch schlimmer in der Finanzkrise 2007 bis 2009 sammelten, lassen eine zwar immer noch kleine, aber wachsende Anzahl von Anlegern auf die Seite des konservativen und wissenschaftlich orientierten Indexings wechseln.
Die nicht mehr zählbaren Investmenttiefschläge, die deutsche Privatanleger in den vergangenen 20 Jahren einstecken mussten, decken buchstäblich das gesamte Produktspektrum von Banken und "unabhängigen" Vermögensberatern ab: "Schrottimmobilien" in den 90er Jahren, Technologieaktieninvestments im Internet-Crash von 2000 bis 2002, aktiv gemanagte Aktienfonds in der Finanzmarktkrise von 2008 bis 20092, überkomplexe Investmentzertifikate à la Lehman Brothers, hochverzinsliche Bargelddepots bei Pleitebanken in Island, rücknahmeverweigernde offene Immobilienfonds, illiquide "geschlossene Fonds", die in Gewerbeimmobilien, Schiffe, Con?tainer, Windparks und Hollywoodfilme investierten und in den vergangenen zehn Jahren reihenweise umkippten, "gebrauchte" englische Lebensversicherungen und zahllose andere Investmentexzesse wie Day Trading für Familienväter, Cross Border Leasing mit den USA durch deutsche Kommunen, Zinswetten bei Mittelständlern und Währungsspekulation via Immobilienkredit in japanischen Yen oder Schweizer Franken für deutsche Häuslebauer.
Es bestehen wenig Zweifel daran, dass passives Investieren (Indexing) in den nächsten Jahren weiter an Popularität gewinnen wird: Die Vorteile von Indexing sind einfach zu offensichtlich. Dennoch ist Indexing kein Massenphänomen und wird es auch nie werden. Dies liegt zum einen daran, dass die Finanzbranche damit nicht viel verdienen kann - ganz im Gegensatz zu den Anlegern, seien es nun Profis oder Privatanleger. Zudem fällt es vielen Privatanlegern schwer, die oft verblüffenden, manchmal kontraintuitiven und nicht selten ernüchternden Gründe für Indexing emotional zu akzeptieren.


Was dieses Buch für Sie tun wird

Kapitel 1 erklärt zunächst die Funktionsweise der Wertpapiermärkte. Auf der Basis langfristiger historischer Daten lernen Sie, wie man Risiko und Rendite einzelner Anlageklassen im Zeitablauf nachvollziehen kann. In Kapitel 2 erfahren Sie, warum Banken, Fondsgesellschaften und Vermögensberater Indexanlagen fürchten wie der Teufel das Weihwasser und wie sie ihren Kunden mit intransparenten, riskanten und teuren Anlagestrategien zu oftmals katastrophalen Renditen "verhelfen". Es illustriert anhand statistischer Fakten und sachlogischer Argumente, wie und warum die Finanzmedien Anleger zu teuren Fehlern verleiten und wie man sich gegen die Desinformation durch Finanzbranche und Medien immunisiert. Kapitel 3 zeigt anschließend in verständlicher Sprache, welche wissenschaftlich basierten, einfachen Grundprinzipien die Vermögensbildung von Privatanlegern bestimmen sollten. In Kapitel 4 lernen Sie dann ein konkretes und einfach umzusetzendes Indexing-Portfolio (Depot aus Indexanlagen) - ein "Weltportfolio" - kennen, das zu Ihrem persönlichen Anlagehorizont, Ihrer Risikoneigung und Ihrer Anlagesumme passt. Kapitel 5 schließlich weist auf einige von Banken, Finanzmedien und manchmal den Anlegern selbst gelegte Fallstricke hin, denen man tunlichst aus dem Weg gehen sollte.
Dieses Buch wird Ihnen - unabhängig von Ihrer Vorbildung - ermöglichen, eine brillante und dennoch einfache Investmentstrategie umzusetzen, die ohne kindische Kursprognosen auskommt und mit der Sie 90% oder mehr aller privaten und gewerblichen Anleger langfristig hinter sich lassen. Nach der Lektüre werden Sie in der Lage sein, Ihr Depot mithilfe nationaler und internationaler Indexinvestments so auszurichten, dass Rendite und Risiko in einem für Sie richtigen Verhältnis zueinander stehen - gleichgültig, ob Ihr Depot 5?000 Euro oder zwei Millionen Euro "schwer" ist. Sie werden Fakten und Legenden in Fondsprospekten, in der Bankenwerbung, der Berichterstattung der Anlegermagazine und in landläufigen Meinungen zum Thema Geldanlage voneinander unterscheiden können. Sie werden vermutlich mehr über Vermögensanlage wissen als drei Viertel aller Wirtschaftsjournalisten. Und Sie werden in der Lage sein, das einzige Anlagesystem mit dem "TÜV-Siegel der Finanzwirtschaft" für sich anzuwenden, die Moderne Portfoliotheorie. Kurzum, dieses Buch wird die langfristige Rendite Ihrer Geldanlagen erhöhen und Ihren Zeitaufwand für die Pflege dieser Anlagen reduzieren.
Betrachten wir nun ein wenig genauer, wie Wertpapiermärkte wirklich funktionieren. Sie werden dabei ein faszinierendes Wissensgebäude kennen lernen, für das ein Dutzend Wirtschaftsnobelpreise vergeben wurden und das die Geschehnisse an der Börse tatsächlich durchschaubar macht. Was Sie nun lesen werden, hat nicht viel gemein mit dem knallbunten Börsenunsinn, der in Medien, Anlegerzeitschriften und den meisten Invest?mentratgeberbüchern verbreitet wird. Machen Sie sich auf interessante Überraschungen und radikal "andere" Investmenteinsichten gefasst!


1 Wie die Wertpapiermärkte tatsächlich funktionieren
1.1 Die enttäuschenden Renditen von Aktienanlegern und Investmentfonds


"Sogar vor Berücksichtigung von Kosten gibt es keine Evidenz dafür,
dass aktives Aktienmanagement einen renditesteigernden Effekt hat."
Wirtschaftsnobelpreisträger Eugene Fama und sein Kollege Ken French
in einer 2010 veröffentlichten Studie über Aktienfondsrenditen

Nur eine erstaunlich kleine Zahl von Anlegern in Aktien- und Rentenfonds und Anlegern in einzelnen Wertpapieren schlägt ihren Vergleichs?index - siehe nachfolgende Infobox (IB) - über Zeiträume von mehr als drei Jahren, insbesondere wenn man Kosten, Steuern und Risiko berücksichtigt. Und noch wichtiger: Die stets vorhandene Minderheit von Outperformer-Fonds (Fonds mit Überrendite) für ein gegebenes Zeitfenster ist nicht zuverlässig prognostizierbar, weil ihre Zusammensetzung von Periode zu Periode weitgehend zufällig wechselt.
In diesem Abschnitt werden wir die von professionellen Fondsmanagern, aber auch von Privatanlegern erzielten Renditen kritisch beleuchten. Diese nüchterne Bestandsaufnahme wird uns dabei helfen, die Wirksamkeit aktiver Anlagestrategien (siehe Infobox in der Einleitung) zu beurteilen, mit denen wir uns später, im Abschnitt 2.4, beschäftigen. Zunächst wollen wir daher einen Blick auf einige Hauptergebnisse der Finanzmarktforschung werfen.

Infobox: Benchmark (Vergleichsindex)
Der englische Begriff Benchmark steht für "Vergleichsmarke", also ein Vergleichsmaßstab für aktiv gemanagte Aktien-, Renten- oder Rohstofffonds. Ziel eines aktiv gemanagten Fonds muss es notwendigerweise sein, den (korrekt gewählten) Vergleichsindex nach Abzug von Kosten zu schlagen. Um die ? Performance (Rendite bei Berücksichtigung des Risikos) von Investmentfonds objektiv beurteilen zu kann, werden Börsenindizes als Benchmark verwendet. Auch ein anderes "vergleichbares" Wertpapier oder ein vergleichbarer Fonds können als Benchmark dienen. Bei passiv gemanagten Indexfonds ist der Benchmark-Index identisch mit dem Referenz?index, doch die beiden sind nicht das Gleiche. Passiv gemanagte Indexfonds (also auch ETFs) entwickeln sich immer genau wie der Referenzindex oder der Benchmark-Index abzüglich der "Tracking-Differenz". Da ein Indexfonds (wie auch ein aktiv gemanagter Fonds) im Unterschied zum Index selbst stets Transaktionskosten (IB, Abschnitt 1.2) verkraften muss, die die Rendite schmälern, lässt sich bei einem Indexfonds immer eine (zumeist relativ kleine) Tracking-Differenz (Renditedifferenz zum Benchmark-Index) beobachten. In vielen Werbeanzeigen für aktiv gemanagte Investmentfonds oder Zertifikate (siehe Abschnitt 5.5) wird bewusst eine falsche Benchmark gewählt, die das jeweilige Produkt in einem günstigeren Licht erscheinen lässt.

Je nach Untersuchungsmethode, betrachteter Periode und Marktsegment schwankt der "Verliererprozentsatz" der aktiven Anleger einschließlich Investmentfonds zwischen 50% und über 90% (bis zu 99% bei Rentenfonds). Der durchschnittliche aktiv gemanagte Aktienfonds liegt bei Berücksichtigung aller Kosten und des Survivorship Bias (siehe IB, Abschnitt 2.18) um einen bis vier Prozentpunkte unter der Per-Annum-Rendite eines vergleichbaren Indexfonds - eines Fonds, der einfach nur einen Wertpapierindex nachbildet. Das ist ein Rückstand von mehr als einem Drittel der realen (inflationsbereinigten) Rendite von 6% bis 7% p.a. Bei der Gruppe der Anleger in Einzelaktien oder in Rentenfonds fällt dieser Rückstand gegenüber dem korrekt ausgewählten Vergleichsindex sogar noch höher aus (Odean 1999 und 2000, Hackethal u.a. 2012b). Die Underperformance aktiver Fonds gegenüber ihrem Vergleichsindex nimmt tendenziell mit der Länge der Untersuchungs?periode zu. Diese Tatsache ist durch eine inzwischen nicht mehr überblickbare Anzahl wissenschaftlicher Studien zu diesem Thema belegt. Diese Untersuchungen decken buchstäblich jede Periode, jede Asset-Klasse (siehe IB) und jedes Land ab, für das brauchbare Daten existieren3. In diesem Abschnitt werden wir einige wenige zahlenmäßige Forschungsergebnisse zusammenfassen.
Seit über zehn Jahren veröffentlicht Standard & Poor's (die größte Anleihe-Rating-Gesellschaft der Welt) in halbjährlichen Abständen Renditevergleiche für die wesentlichen Fondskategorien, die jeweils 5 bis 10 Jahre zurückreichen (je nach Asset-Klasse). Es handelt sich hierbei um die umfassendste kontinuierlich aktualisierte Studie dieser Art weltweit. Die bei Redaktionsschluss dieses Buches (05/2015) jüngste dieser Untersuchungen für in Europa und USA domizilierte4 Fonds lieferte folgende Ergebnisse:
Die Minderheit der Fonds, denen es gelingt, den Index in einem bestimmten Zeitfenster zu schlagen, hat im Durchschnitt einen viel kleineren Vorsprung auf den Benchmark-Index (Markt), als die weit größere Gruppe der Verliererfonds hinter dem Index zurückliegt. Man male sich diese ?Katastrophe einmal in den plastischen Kategorien des ??Vermögensendwertes aus: Unterstellen wir einen Privatanleger Fritz, der über 30 Jahre hinweg in einen typischen, aktiv gemanagten Aktienfonds investiert. Dieser aktive Aktienfonds rentiert um 1,5 Prozentpunkte unter einem entsprechenden Indexfonds. Privatanleger Hans investiert dagegen in den Indexfonds (die einfachste Art zu investieren überhaupt). Nach 30 Jahren wird der Vermögensendwert von Hans um gut 50% höher liegen als der von Fritz5. Wie wir in diesem Buch noch mehrfach sehen werden, führen bereits relativ kleine Prozentsatzunterschiede in der jährlichen Rendite durch den Zinseszinseffekt über lange Zeiträume hinweg zu enormen Unterschieden im Vermögensendwert. Hierbei ist zu bedenken, dass wir alle - ob uns das immer klar ist oder nicht - über 20 bis vielleicht 50 Jahre hinweg sparen und investieren. Bei Rentenfonds (Anleihenfonds) ist das Bild, das aktiv gemanagte Fonds abgeben, üblicherweise noch armseliger als bei Aktienfonds, wie Tabelle 2 andeutet.
Die SPIVA-Untersuchungen von S&P sind nur eine unter Hunderten, wenn nicht gar Tausenden von Quellen, um sich über das Versagen des aktiven Investment Managements zu informieren. In der aus Sicht vieler Experten vielleicht anspruchsvollsten Analyse der Langfrist-Performance von Investmentfonds, die jemals durchgeführt wurde, untersuchte der amerikanische Finanzökonom Mark Carhart die Performance von 1?892 aktiv gemanagten amerikanischen Aktienfonds über die 35-Jahres-Periode von 1961 bis 1995. In dieser Studie lagen knapp über 94% aller aktiv gemanagten Fonds unter ihrer Benchmark (Carhart 1997). In einer anderen einflussreichen Studie zu US-Aktienfonds über den Zeitraum von 1984 bis 2006 kamen der bekannte Finanzökonom Eugene Fama und sein Forschungskollege Ken French auf der Basis eines innovativen Auswertungsansatzes zu dem Schluss (Fama/French 2010), dass lediglich 3 Prozent aller Aktienfondsmanager über diesen 17-Jahres-Zeitraum eine korrekt gemessene Outperformance erzielt hatten und selbst bei dieser kleinen Gruppe der Zufall (Glück) als Ursache für diese Outperformance nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden konnte.6 Auch Performance-Vergleiche von aktiv gemanagten Fonds mit Indexfonds statt mit Indizes führen zu keinem anderen Ergebnis (Benke/Ferri 2013): Bei aktiven Aktienfonds liegen über fünf Jahre rund 80% aller Fonds unter einem Indexfonds in der gleichen Asset-Klasse, bei Anleihenfonds etwa 90%; mit zunehmender Länge des Untersuchungszeitraums verschlechtert sich die "Versagerquote" aktiver Fonds nochmals.

Infobox: Veröffentlichte Fondsrendite versus tatsächliche Anlegerrendite
Die tatsächlich realisierte Rendite des durchschnittlichen Anlegers in einem Investmentfonds und einem gegebenen Zeitraum ist in den meisten Fällen niedriger als die veröffentlichte Rendite des Fonds. Wichtig hierbei: Diese Renditelücke hat nichts mit den laufenden Kosten der Fonds zu tun (diese sind bereits in der veröffentlichten Rendite berücksichtigt), sondern beruht auf renditeschädlichem Verhalten der Anleger in Bezug auf ihre Zahlungsströme in die Fonds hinein und aus ihnen heraus (schädliches "Market Timing"). Die Kostenbelastung aktiver Fonds ist die Hauptursache dafür, dass sie als Gruppe langfristig unter der Marktrendite liegen. Das könnte man die "Renditelücke 1" nennen. Darüber hinaus gibt es noch eine "Renditelücke 2" zwischen der veröffentlichten Fondsrendite und der von den Fondsanlegern kollektiv tatsächlich erzielten Rendite. Von dieser Renditelücke 2 ist im Informationsmaterial der Fonds und in den Finanzmedien so gut wie nie zu hören.

Es kommt aber noch schlimmer: Die vom aktiven Privatanleger tatsächlich realisierten Renditen liegen weiter unterhalb der von aktiven Investmentfonds publizierten Rendite. Der Grund: Die Mehrheit der Anleger handelt "prozyklisch", das heißt, sie steigt erst dann in bestimmte Fonds und Asset-Klassen ein, wenn diese bereits seit zwei bis drei Jahren überdurchschnittliche Renditen erzielt haben - womit die Anleger einen Großteil der im Fondsprospekt oder anderen Informationsmaterialien ausgewiesenen Rendite verpassen. Das bringt uns zu einer weiteren fundamentalen Einsicht, die bisher vielen Fondsanlegern kaum bekannt und bewusst ist und die nur selten von den populären Finanzmedien erkannt und aufgegriffen wurde. Es lohnt sich, diese Einsicht deutlich hervorzuheben:
Die Forscher Friesen/Sapp 2007 zeigten, dass der durchschnittliche amerikanische Aktienfondsanleger in den 14 Jahren von 1991 bis 2004 lediglich eine Rendite von 6,1% p.a. erzielte. Die veröffentlichte Fondsrendite betrug jedoch 7,7% p.a. gegenüber einer Marktrendite von 12,3% p.a. (Wilshire 5000-Index). Untersuchungen mit analogen Ergebnissen für andere Zeiträume und Aktienmärkte wurden z.B. von Bogle 2005, Frazzini/Lamont 2008, Clare/Motson 2010, Bhattacharya u.a. 2014, Pakula u.a. 2014 wie auch in regelmäßiger Aktualisierung von dem US-Forschungsinstitut Dalbar angestellt. Die Schlussfolgerung hieraus lautet: Nicht nur liegen aktive Aktien- und Rentenfonds mit ihren veröffentlichten Renditen mehrheitlich unter der Marktrendite, die tatsächliche Anlegerrendite ist noch einmal deutlich niedriger, weil Anleger renditeschädliches Performance Chasing praktizieren (siehe folgende IB).

Infobox: Performance Chasing ("Renditejagen") von Privatanlegern
Hat sich ein Fonds oder ein anderes Anlageprodukt in einem Jahr besonders gut entwickelt, erfährt dieser Fonds erfahrungsgemäß im Folgejahr einen stark steigenden Mittelzufluss. Dieses Anlegerverhalten nennt man "prozyklisches" Investieren. Umgekehrt läuft es nach einem schlechten Fondsjahr: Für gewöhnlich ziehen die Privatanleger Geld aus dem entsprechenden Fonds (oder den Asset-Klassen im Allgemeinen) ab. Prozyklisches Investieren (Performance Chasing) spielt sich auf der Ebene einzelner Fonds genauso wie auf der Ebene des gesamten Aktienmarktes ab. Ein Beispiel: In den 37 Quartalen (etwa 9 Jahre) von Anfang 1998 bis ins erste Quartal 2007 betrug der durchschnittliche Nettomittelzufluss in amerikanische "Growth-Aktienfonds" (zu dieser Kategorie gehören fast alle Technologieaktienfonds) rund 14 Mrd. Dollar pro Quartal. Im ersten Quartal 2000 jedoch explodierte der Mittelzufluss förmlich auf 140 Mrd. Dollar. Warum? Nun, der Technologieaktienmarkt (Dow Jones Technology Index USA) war in den 24 Monaten davor um über 200% gestiegen (Verdreifachung). Doch das dicke Ende kam sogleich: Über die nächsten drei Jahre brach der US-Aktienmarkt um mehr als 40% und der Technologieaktienmarkt um über 70% ein. Performance Chaser steigen also in der naiven Annahme, dass jüngste Outperformance etwas mit zukünftigen Renditen zu tun habe, nahe beim Gipfel ein und erleiden deshalb oft weit größere Verluste als Buy-and-Hold-Anleger. In der akademischen Literatur wird auf Anleger, die vergangener Rendite "hinterherinvestieren", mit dem gelungenen Begriff "dumb money" (dummes Geld) Bezug genommen (vgl. Frazzini/Lamont 2008), weil "dumme" Privatanleger sich von institutionellen Anlegern und Firmen (hier den Aktienverkäufern) über den Tisch ziehen lassen (siehe IB "Nullsummenspiel", Abschnitt 1.2).

Nun könnte man einwenden, dass die notorische Underperformance der meisten Fonds ja letztlich keine Rolle spiele, denn dieses Problem lasse sich leicht umgehen, indem man einfach nur in einen Outperformer-Fonds investiere. Und selbst wenn nur 5% aller Fonds langfristig zu dieser Siegergruppe gehörten, spiele das keine Rolle, denn man könne ja in einen dieser wenigen Gewinnerfonds investieren. Leider führt diese auf den ersten Blick naheliegende Schlussfolgerung - die wohl mehr oder weniger bewusst fast alle Anleger anstellen - komplett in die Irre.
Die kleine Gruppe der Outperformer-Fonds und -Anleger (zwischen 2% und knapp 50%, je nach Zeitfenster7) wechselt in ihrer Zusammensetzung von Betrachtungsperiode zu Betrachtungsperiode. Das heißt, es gibt praktisch keine Performance-Konstanz und es ist - wie vielfach von Forschern gezeigt - unmöglich, Gewinnerfonds im Voraus mit einer Treffsicherheit zu identifizieren, die nennenswert über dem statistischen Zufall liegt. Anders formuliert: Die Wahrscheinlichkeit, dass die Outperformer der Periode 1 auch in Periode 2 zu den Outperformern gehören, liegt nicht signifikant höher als die Chance der Underperformer der Periode 1, dies zu erreichen. Diese Feststellung - das wird oft übersehen - hat eine noch größere Bedeutung als die viel bekanntere Feststellung, dass der durchschnittliche aktive Investmentfonds unter dem Markt liegt oder - dieselbe Feststellung "in Grün" - weit mehr als die Hälfte aller Fonds unter der Marktrendite abschneiden.
Mangels Performance-Kontinuität nutzt es also nichts, in die Siegerfonds der vergangenen zwölf Monate oder drei Jahre zu investieren, das gilt für Publikumsfonds, Hedge-Fonds, Private Equity Fonds und auch Ihren Bankberater, wenn Sie ihn als Portfoliomanager betrachten. Auch zur wichtigen Frage der "Performance-Kontinuität" aktiver Anleger (einschließlich Fonds) gibt es Hunderte von Studien aus den vergangenen rund 50 Jahren. Hier haben wir nur eine Untersuchung beispielhaft herausgegriffen (Tabelle 3). Die bereits zitierte Ratingagentur Standard & Poor's veröffentlicht etwa alle zwei Jahre eine Performance-Konstanz-Untersuchung für mehrere unterschiedliche Kategorien (Asset-Klassen) von US-Aktienfonds.
Zur Erläuterung von Tabelle 3: Zeile 2 gibt diejenigen Fonds an, die im Jahr 1 das "Top-Quartil" bildeten (die 25% aller Fonds mit der höchsten Rendite im Jahr 1); im Jahr 2 sind diejenigen Fonds genannt, die sowohl in Jahr 1 und Jahr 2 im Top-Quartil waren, im Jahr 3 die Fonds, die ununterbrochen in allen drei Jahren im Top-Quartil blieben et cetera. Der Anteil dieser "kontinuierlichen Gewinnerfonds" nimmt augenscheinlich von Jahr zu Jahr rapide ab. Bei vollständiger Performance-Konstanz müsste in Zeile 2 überall "706 Fonds (100%)" stehen, weil die 706 Fonds aus dem Jahr 1 weiter unverändert das Top-Quartil bilden. Das ist aber leider nicht so. Die gesamte Untersuchung von Standard & Poor's ist weit detaillierter als der Ausschnitt, den wir hier zeigen. S&Ps - bei genauer Überlegung - schockierender Kommentar: "Die Daten zeigen eine größere Wahrscheinlichkeit für die am besten performenden Fonds anschließend zu den schlechtesten zu werden als umgekehrt." Ernüchternde Schlussfolgerung: Im Großen und Ganzen liegt die Performance-Konstanz im Bereich des Zufalls.8
Nachdem wir nun gesehen haben, dass (a) Fonds im Durchschnitt den Markt underperformen, (b) die Gewinnerfonds nicht vorhersehbar von Periode zu Periode wechseln und (c) Privatanleger mit "Performance Chasing", die ohnehin unter dem Markt liegenden Fondsrenditen für sich selbst tendenziell noch schlechter machen, stellt sich die Frage, ob Privatanleger, die in einzelne Aktien statt in Fonds investieren, ein besseres Investment?ergebnis erzielen. Doch auch hier besteht offenbar Fehlanzeige. Der amerikanische Finanzökonom Terrance Odean hat weltweit die umfangreichsten statistischen Untersuchungen zu Anlageverhalten und Anlageerfolg von privaten Aktienanlegern durchgeführt. Er kam zu folgenden Ergebnissen: Eine Analyse von über 100?000 Privatanleger-Trades aus dem Zeitraum von 1987 bis 1993 ergab, dass Privatanleger noch schlechter abschneiden, als viele denken. Die von den Anlegern verkauften Aktien verzeichneten danach im Durchschnitt eine höhere Rendite als die neu erworbenen. In einer anderen Analyse von 60?000 Depots über den Zeitraum von 1991 bis 1996 stellte sich heraus, dass deren jährliche Nettorendite um 1,8 Prozentpunkte unter der Rendite des Marktindex lag - ohne Berücksichtigung des zudem höheren Risikos. Das Quintil (die 20-Prozent-Gruppe) der intensivsten Trader unter diesen 60?000 Haushalten schnitt sogar um 5,8 Prozentpunkte schlechter als der Index ab (Odean 1999 und Barber/Odean 2000). Für Einzelanleger in Deutschland, Schweden und Taiwan wurden analoge und zum Teil noch ernüchterndere Ergebnisse festgestellt (Glaser/Weber 2007, Anderson 2007, Barber u.a. 2001, Hackethal u.a. 2012b).

Infobox: Buy and Hold (Kaufen und Halten)
Buy and Hold ist eine Anlagestrategie, die nicht annimmt, dass durch wiederholten Kauf und Verkauf (mehr oder weniger häufiges Trading) von Investments eine langfristige Outperformance gegenüber einer korrekt gewählten Benchmark und bei Berücksichtigung von Kosten, Steuern und Risiko erzielbar ist. Die "eingebauten" Vorteile von Buy and Hold sind: (a) Niedrigste Transaktionskosten, (b) beträchtlicher Steuervorteil (siehe Abschnitt 3.12) und (c) Vermeidung der oft gravierenden Nachteile von Performance Chasing, nämlich unbeabsichtigt zu einem höheren Kurs "wieder einsteigen" als man Monate oder Jahre vorher "ausgestiegen" ist (siehe IB). Die meisten Eigenheimbesitzer sind bzgl. ihrer Immobilie Buy-and-Hold-Anleger, ohne sich dessen bewusst zu sein. Warren Buffet, der vielleicht erfolgreichste Finanzinvestor der neueren Geschichte, bezeichnet sich als radikalen Buy-and-Hold-Anleger. Der Markt selbst ist ein Buy-and-Hold-Konzept, da der Markt selbst nicht kauft oder verkauft (nur Teilnehmer innerhalb des Marktes traden untereinander). Wer also die "Marktrendite" replizieren will - wie in diesem Buch aus vielerlei Gründen empfohlen -, muss eine Buy-and-Hold-Strategie verfolgen. Die Finanzbranche wettert gerne gegen Buy and Hold, weil es bei ihr zu geringeren Einnahmen führt (siehe auch IB "Ist Buy and Hold tot?" in Abschnitt 5.1).

Wir wollen es bei den genannten Belegen bewenden lassen (weitere werden in diesem Buch noch an anderer Stelle zitiert). Interessierte Leser seien auf das Literaturverzeichnis verwiesen, das ein Dutzend der relevanten Studien zum Thema aufführt.
Dass in manchen der in Zeitungen und Zeitschriften veröffentlichten Renditevergleiche scheinbar mehr als die Hälfte aller Fonds über dem Marktindex liegen, ist stets die Folge eines Äpfel-Birnen-Vergleichs, wie wir im nachfolgenden Abschnitt zeigen werden. Die entsprechenden Fonds repräsentieren nicht genau dieselbe Asset-Klasse wie der Vergleichsindex. Beispielsweise gibt es praktisch keinen deutschen Standardwertefonds (? Blue-Chips-Fonds), der nicht auch in Aktien außerhalb des DAX investiert (der DAX repräsentiert die 30 nach Marktkapitalisierung - siehe folgende IB - größten deutschen börsennotierten Aktiengesellschaften). Trotzdem werden so gut wie nie der HDAX (die 100 größten Aktien Deutschlands) oder der CDAX (alle in Frankfurt gehandelten deutschen Aktien) verwendet - die eigentlich passenden Benchmarks -, sondern eben der DAX, weil dieser bekannter ist. Das ist zwar falsch, aber üblich.
Generell gilt: Die meisten Untersuchungen und Ad-hoc-Vergleiche in den Medien zur Performance von aktiv gemanagten Fonds oder anderen Portfolios stellen die durchschnittlichen Ergebnisse zu positiv dar, denn sie berücksichtigen entweder nicht alle Kosten der Fondsanlage (z.B. den Ausgabeaufschlag), berücksichtigen nicht das eingegangene Risiko, vergleichen Fonds mit der falschen Benchmark und/oder bereinigen die Renditedaten nicht um den Survivorship Bias, der dafür verantwortlich ist, dass besonders schlechte Fonds überproportional häufig nicht in das Untersuchungsergebnis eingehen.
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