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Über Grenzen hinweg

Über Grenzen hinweg

Transnationale politische Gewalt im 20. Jahrhundert

vonHänni, Adrian | Rickenbacher, Daniel | Schmutz, Thomas | Federer, Lucas | Gedig, Max | Göllnitz, Martin | Grafl, Florian | Murber, Ibolya | Thaden, Matthias | Vukadinovic, Vojin Sasa | Wenninger, Florian | Wolff, Robert | Wyss, Michel
Deutsch, Erscheinungstermin 18.12.2019
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eBook

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Buch (gebunden)

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Informationen zum Titel

978-3-593-44229-7
Frankfurt
18.12.2019
2019
eBook
371
Frankfurt
Deutsch
Geschichte
Inhalt
Transnationale politische Gewalt: Grundriss eines neuen historischen Forschungsfelds 7
Adrian Hänni
Transnationale Gewaltgemeinschaften in Barcelona vor dem Bürgerkrieg (1893–1936) 65
Florian Grafl
»Ein Brückenkopf des Deutschtums in Südost?«: Die Schwarze Reichswehr in Österreich (1919–1922) 91
Florian Wenninger
Ein Instrument ungarischer Außenpolitik?: Die österreichischen Heimwehren als Akteure in transnationalen rechtsradikalen Netzwerken in den späten 1920er Jahren 125
Ibolya Murber
Gegenterror und politische Gewalt im »Musterprotektorat« Dänemark: Die Petergruppe als hochmobiles Gewaltunternehmen (1943–1945) 151
Martin Göllnitz
Zwischen Solidarität, Gewalt und Repression: Schweizer Unterstützung für die algerische Unabhängigkeitsbewegung 181
Lucas Federer
Radikal und transnational: Politische Gewalt von Exilkroaten in der Bundesrepublik Deutschland in den 1960er Jahren 205
Matthias Thaden
Terrorismus, Propaganda und Diplomatie: Die Kampagne eines arabisch-palästinensischen Gewaltnetzwerks in der Schweiz (1969/70) 231
Daniel Rickenbacher
Transnationale Lernerfahrungen militanter Organisationen am Beispiel der Bewegung 2. Juni 259
Max Gedig
Zwischen persönlicher Schuld und praktischem Internationalismus: Die transnationalen Verflechtungen der Revolutionären Zellen 281
Robert Wolff
Die Organisation Internationaler Revolutionäre: Eine transnationale Schaltstelle der Gewalt mit Schweizer Rückhalt 307
Vojin Saša Vukadinović
Die transnationalen Aktivitäten der Hisbollah 329
Michel Wyss
English Abstracts 359

Autorinnen und Autoren 367
Terroristische Netzwerke operieren global, »foreign fighters« schließen sich dem »Islamischen Staat« an und kehren teilweise wieder in ihre westlichen Ursprungsländer zurück. Anhand von Fallstudien aus der Geschichte des 20. Jahrhunderts bietet dieses Buch eine theoriegestützte Annäherung an das Phänomen grenzüberschreitender politischer Gewalt, wobei es erstmals überhaupt den Aspekt der Transnationalität selbst ins Zentrum rückt. Was sind die Ursachen und Triebkräfte von Transnationalisierungsprozessen? Wie beeinflusst Transnationalität die Akteure, Formen und Ausübung von politischer Gewalt? Und mit welchen Methoden können Historiker transnationale Strukturen und Prozesse untersuchen?
Adrian Hänni lehrt an der Universität Zürich und an der FernUni Schweiz. Daniel Rickenbacher ist am Concordia Institute for Canadian Jewish Studies in Montreal tätig. Thomas Schmutz ist Doktorand an der Universität Zürich und an der University of Newcastle in Australien.
Transnationale politische Gewalt: Grundriss eines neuen historischen Forschungsfelds
Adrian Hänni
Einleitung
Am 21. April 2019, dem Ostersonntag, wurde Sri Lanka jäh von brutaler Gewalt erschüttert. Bei mehr oder weniger gleichzeitig verübten, koordinierten Selbstmordanschlägen auf drei Kirchen und drei Luxushotels verloren über 250 Menschen ihr Leben, weitere 500 wurden verletzt. Als Organisation hinter den Anschlägen wurde rasch die sri-lankische islamistische Gruppe National Thowheeth Jama’ath (NTJ) ausgemacht.
Die international wenig bekannte Organisation hatte sich offenbar in den letzten drei Jahren als Gegenreaktion gegen die starke Zunahme extremistischer und mitunter auch gewalttätiger buddhistischer Gruppen gebildet. 2018 musste die Regierung Sri Lankas nach Mob-Attacken gegen Muslime sogar einen landesweiten Notstand ausrufen. Experten rieben sich verwundert die Augen. Wie konnte die NTJ, deren Gewaltrepertoire sich bislang anscheinend auf Vandalismus gegen Buddha-Statuen beschränkt hatte, eine solch komplexe Anschlagserie durchführen, die einiges an taktischer Expertise und finanziellen Mitteln abverlangte?
Die folgenden Tage brachten etwas Klärung. Der Islamische Staat (IS) übernahm die Verantwortung für das Massaker. Später erschien zudem ein Video mit IS-Oberhaupt Abu Bakr al-Baghdadi, in dem einer der führenden Attentäter einen Treueeid auf den IS ablegt. Mit großer Wahrscheinlichkeit hatte letzterer die Militanten des NTJ logistisch, mit taktischer Beratung und möglicherweise militärischer Ausbildung unterstützt. Da Muslime in Sri Lanka in den letzten fünf Jahren häufig von buddhistisch-extremistischen Gruppen angegriffen wurden und die Gewalt der NTJ zuvor gegen buddhistische Ziele gerichtet war, könnte der IS auch die Auswahl der Ziele – christliche Kirchen und Touristen – beeinflusst haben. Die Hintergründe der Selbstmordanschläge werden noch im Detail zu recherchieren sein. Die Bluttat ruft aber in jedem Fall eindringlich in Erinnerung, welche Bedeutung Transnationalität bei der Manifestation von politischer Gewalt zukommen kann.
Transnationale politische Gewalt hat in den letzten Jahren immer wieder die Schlagzeilen dominiert. Der IS und andere gewalttätige jihadistische Gruppen gehörten dabei nicht nur zu den brutalsten Akteuren, sie fanden in der öffentlichen Diskussion auch besonders viel Aufmerksamkeit. In einem Aufsatz von bemerkenswerter analytischer Klarheit hat Martha Crenshaw die verschiedenen transnationalen Elemente aufgeschlüsselt: Als Bürgerkriegsakteure im Nahen Osten, in Afrika und in Asien führen jihadistische Gruppen terroristische Gewalt in Nachbarländern und im Westen durch, sie rekrutieren foreign fighters und inspirieren bisweilen lone actors in westlichen Gesellschaften zu Gewaltakten. Außerdem gehen sie transnationale Koalitionen ein, die weit voneinander entfernt liegende lokale Konflikte miteinander verknüpfen, besonders augenscheinlich etwa die verschiedenen »al-Qaida-Ableger« ab den späten 2000er Jahren und die »Provinzen« des IS außerhalb von Irak und Syrien ab 2014. Schließlich überqueren jihadistische Gruppen nationalstaatliche Grenzen, um in Ländern mit geschwächter Zentralgewalt sichere Rückzugsgebiete zu finden.
Einige gewalttätige Akteure mit islamistischer Ideologie handeln zunächst im nationalen oder gar lokalen Rahmen und entschließen sich zum Teil erst nach Jahren des bewaffneten Kampfes für eine Transnationalisierungsstrategie. Beispielhaft ist Boko Haram, eine zunächst nichtgewalttätige, politisch-religiöse Organisation, die ab 2009 einen bewaffneten Aufstand im Nordosten Nigerias führte. Im Jahr 2014 begann Boko Haram in Kamerun, Tschad und dem Niger Anschläge zu planen. Diese Nachbarstaaten Nigerias hatten von der Afrikanischen Union ein Mandat erhalten, die Ausbreitung der jihadistisch mobilisierten Gewalt einzudämmen. 2015 kam es zu einem weiteren Transnationalisierungsschritt. Boko Haram schwor dem Islamischen Staat Treue und erhielt vom IS in der Folge propagandistische Unterstützung.
Der Doppelanschlag auf zwei Moscheen in der neuseeländischen Stadt Christchurch, der 50 Menschen das Leben kostete, führte im März 2019 auch einer breiteren Öffentlichkeit vor Augen, dass transnationale terroristische Gewalt nicht nur ein islamistisches Phänomen ist. Der nicht zuletzt durch mehrere Europareisen radikalisierte, rechtsextreme australische Attentäter Brenton Tarrant war ideell stark von der französischen Génération Identitaire und der Identitären Bewegung Österreichs (IBÖ) beeinflusst. Tarrant rezipierte insbesondere die in jenen rechtsradikalen Milieus populäre und etwa vom IBÖ-Führer Martin Sellner prominent verbreitete Verschwörungstheorie des »großen Austauschs«, gemäß der liberale Politiker im Westen das Ziel verfolgten, weiße Europäer durch muslimische Einwanderer zu ersetzen. Dieser Ideentransfer widerspiegelt sich im Manifest des Gewalttäters, das sogar den Namen The Great Replacement trägt. Darin erklärt Tarrant weiter, dass er von rechtsextremistischen Anschlägen in Norwegen, den USA, Italien, Schweden und England beeinflusst worden sei.
Außerdem würdigte Tarrant den Attentäter des Anschlags auf eine Moschee in Quebec im Januar 2017, dessen Ansichten ebenfalls rechts-radikal, antimuslimisch und vom »weißen Nationalismus« geprägt waren, indem er seinen Namen auf eine der eingesetzten Waffen schrieb. Dieser kanadische Attentäter wiederum hatte sich ausführlich mit Dylan Roof beschäftigt, der im Juni 2015 bei einem Anschlag auf eine Kirche in Charleston im US-Bundesstaat South Carolina neun schwarze Gläubige getötet hatte, mit dem Ziel, einen Rassenkrieg auszulösen. Diese Kette von Verbindungen gibt einen Einblick in ein informelles, weltweites Netzwerk, durch welches Ideen und gewaltförmige Taktiken zirkulieren. Die durch dieses Netzwerk lose miteinander verbundenen Gewaltakteure denken zumeist global, haben die Errichtung einer transnationalen Bewegung zum Ziel und sehen sich als Teil einer weißen imagined community. Ihre Gewalttaten im Westen ereigneten sich in den letzten Jahren in größerer Häufigkeit. Gemäß einer Analyse, die sich auf Daten der Global Terrorism Database des National Consortium for the Study of Terrorism and Responses to Terrorism (START) an der University of Maryland stützt, wurden zwischen 2011 und 2017 in Europa, Nordamerika und Australien beinahe 350 rechtsextremistische terroristische Anschläge verübt. Mindestens ein Drittel dieser Gewalttäter wurde entweder von anderen inspiriert, die ähnliche Anschläge verübten, nahm öffentlich auf sie Bezug oder zeigte ein Interesse an ihrem Handlungsrepertoire.
Neben jihadistischen und rechtsextremistischen Akteuren wurde transnationale Gewalt in der jüngsten Vergangenheit aber auch im Zusammenhang mit traditionellen politischen Mächten wie Russland und Iran diskutiert, die außerhalb ihres eigenen Territoriums nicht nur durch reguläre Streitkräfte, sondern zunehmend auch durch transnationale, paramilitärische Strukturen operieren, wie sich ab dem Frühjahr 2014 beim Waffengang in der Ostukraine oder während des Kriegs in Syrien gezeigt hat. Es verwundert deshalb wenig, dass die Feststellung, dass wir in einer vernetzten Welt leben, in der Gewalt und Terrorismus Grenzen überschreiten, fast schon zum Topoi geworden ist.
Auch wenn sich hier, unterstützt durch mediale Innovationen, ein historischer Trend im 21. Jahrhundert zu akzentuieren scheint, haben Gewaltgemeinschaften schon ab der Antike bisweilen über staatliche Grenzen hinweg operiert. Spätestens seit dem Zeitalter der Revolutionen und der Entstehung moderner Gesellschaften im späten 18. Jahrhundert besitzen transnationale Netzwerke eine bedeutende Funktion für Gewalt ausübende politische Akteure. Es scheint also durchaus bemerkenswert, dass der Beginn des Zeitalters transnationaler politischer Gewalt historisch mit dem Aufstieg des Nationalstaats zusammenfällt. Ausgerechnet jener Institution also, die versucht hat, die über Grenzen hinausgehenden Flüsse, Beziehungen und Formationen zu kontrollieren, einzuebnen, zurückzuweisen oder gar zu beseitigen, um das »Nationale« zu fördern und zu beschützen.
Dass sich die Nationalisierung von politischer Herrschaft und die Transnationalisierung von politischer Gewalt keinesfalls ausschlossen und letztere mitunter sogar als Strategie zur Errichtung von Nationalstaaten gesehen wurde, zeigt das Beispiel von Giuseppe Mazzini. Als einer der führenden politischen Agitatoren des Risorgimento gelangte er zur Überzeugung, dass Gewalt dann legitim war, wenn repressive Regimes oder ausländische Besatzungsmächte eine gewaltfreie politische Auseinandersetzung verunmöglichten. Seine bereits 1831 im französischen Exil gegründete revolutionäre Organisation Giovine Italia (»Jungitalien«) wirkte hauptsächlich aus dem Untergrund und von ausländischem Territorium. 1834 gründete er in der Schweiz zusammen mit einem Dutzend Flüchtlingen aus Italien, Polen und Deutschland eine der ersten transnationalen politischen Vereinigungen: Der neue revolutionäre Bund, der den ambitionierten Namen Jungeuropa trug, förderte einen lebhaften Austausch von Ideen unter seinen Mitgliedern und inspirierte Aufstände und Guerillaoperationen in Europa, die unabhängige und demokratische Nationen zum Ziele hatten. Mazzini versuchte sogar eine Organisation von revolutionären Anführern aus verschiedenen europäischen Staaten aufzubauen, die Widerstandsbewegungen und Volksaufstände gegen despotische Monarchen koordinieren sollte. Er tat dies aus der Überzeugung, dass die nationale Emanzipation nur dann eine realistische Erfolgschance haben würde, wenn sich die unterdrückten Völker gleichzeitig erheben würden.
Insbesondere eine Reihe technologischer Entwicklungen am Ende der »Sattelzeit« (1750–1850) ermöglichte eine signifikante Transnationalisierung politischer Gewalt. Erstens waren verschiedene waffentechnische Erfindungen von Bedeutung, die erstmals auch kleinere Gruppen befähigten, ein bestimmtes zerstörerisches Potential zu erreichen und damit ein Ausmaß an Gewalt auszuüben, das zuvor großen militärischen Formationen vorbehalten war. Dazu zählte die Entwicklung von Nitroglyzerin durch den italienischen Chemiker Ascanio Sobreno im Jahr 1849, eine Substanz, die bei gleichem Gewicht achtmal so schlagkräftig ist wie Schießpulver, das zuvor über 1000 Jahre lang den vorrangig gebrauchten Sprengstoff abgegeben hatte. Da flüssiges Nitroglyzerin sich als äußerst instabil und schwer transportierbar erwies, erlangte die Erfindung allerdings erst in den 1860er Jahren, als Alfred Nobel sie zum Dynamit weiterentwickelte, konkrete Bedeutung für Gewaltgemeinschaften. Die revolutionäre Narodnaja Volja in Russland und irisch-nationalistische Gewaltgemeinschaften führten daraufhin das Sprengstoffattentat mit Dynamit als eine innovative Gewalttechnik ein, die bald weltweit nachgeahmt wurde.
Weitere für die Transnationalisierung von Gewalt wichtige Erfindungen im Bereich der Waffentechnologie waren der im Jahr 1835 von Sam Colt eingeführte Revolver, die sogenannte Orsini-Bombe – eine Art Handgranate, die Felice Orsini 1858 für einen bereits in sehr modernem Sinne transnationalen Mordanschlag auf Kaiser Napoleon III. einsetzte – das 1860 von Christopher Spencer erstmals hergestellte Repetiergewehr und der sogenannte »horologische Torpedo«, eine prototypische Zeitbombe, die zuerst im Amerikanischen Bürgerkrieg eingesetzt wurde. Bei einem Angriff des konföderierten Geheimdienstes auf das Hauptquartier von General Ulysses S. Grant in City Point im Bundesstaat Virginia im Jahr 1864 kamen durch diese neue Waffe über 50 Personen ums Leben. Die plötzliche
Verfügbarkeit von solch effektiven, erschwinglichen, einfach zu transportierenden und verdeckbaren Waffen, die auch nichtstaatliche Akteure verhältnismäßig einfach beschaffen konnten, schufen ein signifikantes Transnationalisierungspotenzial für Gewaltgemeinschaften.
Zweitens ist die Entwicklung von neuen Massenkommunikationstechnologien zu beachten, die dazu führte, dass sich Ideen oder Wissen über gewalttätige Ereignisse rasch über große Distanzen verbreiten konnten. Zu nennen sind vor allem die Erfindung des Telegrafen, der 1844 mit der von Samuel Morse eingerichteten Verbindung Washington–Baltimore erstmals erfolgreich in Betrieb genommen wurde, und die 1858 vollendete Verlegung des ersten transatlantischen Telegrafenkabels. Im selben Jahr wurde Felice Orsinis Attentat in Paris in der US-Presse intensiv diskutiert, während umgekehrt der Überfall eines vom amerikanischen Abolitionisten John Brown angeführten Kommandos auf Harpers Ferry im Oktober 1859 auch in deutschen und russischen Zeitungen große Aufmerksamkeit erzeugte. In den 1860er Jahren wurde der Telegraf in der angloamerikanischen Presse weitflächig eingeführt, wodurch Zeitungsredaktionen News aus nationalen Hauptstädten und von Auslandskorrespondenten nun wesentlich rascher erhalten konnten. Am anderen Ende des Produktionsprozesses ermöglichte die Erfindung der dampfbetriebenen Rotationsdruckmaschine in den USA bereits im Jahr 1843 den Newsmedien, an einem einzigen Tag Millionen von Zeitungsseiten zu reproduzieren.
Neben diesen waffentechnologischen und kommunikations- bzw. medientechnologischen Erfindungen schufen drittens Innovationen in der Transporttechnologie Voraussetzungen für diese erste große Transnationalisierung politischer Gewalt am Ende der Sattelzeit. In Europa sahen die 1850er und 1860er Jahre einen diesbezüglich bedeutsamen Ausbau der Eisenbahnnetzwerke, als die einzelnen nationalen Netzwerke sich zu verbinden begannen und ihren Passagieren so ermöglichten, auf der Schiene über Grenzen hinweg und durch den Kontinent zu reisen. Bereits Ende der 1830er Jahre war der transatlantische Passagierdampfer eingeführt worden. Entscheidend war aber, dass eine Reihe weiterer Innovationen und Verbesserungen der kohlebefeuerten Schiffsdampfmaschine in den folgenden fünf Jahrzehnten einen ständig schnelleren, sichereren und vor allem auch günstigeren transatlantischen Schiffsverkehr ermöglichte.
Von dieser nordatlantischen Transportrevolution wussten zunehmend auch nichtstaatliche Gewaltakteure zu profitieren. Europäische Extremisten wie der deutsche Johann Most emigrierten in die USA, wo ihre Anhänger Gewalttaten verübten. Irisch-republikanische Gruppen aus den USA konnten wiederum in britischen Städten mit Dynamit terroristische Gewalt organisieren, welche von irisch-stämmige Amerikanern, die in Metropolen wie New York, Boston oder Chicago lebten, finanziert wurde. Die revolutionäre Gewalt von europäischen Anarchisten und irischen Nationalisten hatte damit fast von Anfang an eine transnationale Dimension.
Gerade transnationale Biographien ihrer hochmobilen Protagonisten und ihr Leben im Exil begünstigten außerdem transnationale Vernetzungen solcher gewalttätiger Gruppen. Grenzüberschreitende Kontakte bestanden sowohl zwischen anarchistischen Bewegungen zahlreicher Länder als auch zwischen anarchistischen Gewalttätern und irischen dynamiters oder antikolonialen bengalischen Attentätern. Diese Kontakte führten wiederum zu einem Austausch von Ideen wie der »Propaganda der Tat«, aber auch von technologischem Wissen und spezifischen Gewaltpraktiken. Die Bedeutung von Migranten und Migrationsbewegungen für solche Diffusionsprozesse untersucht Florian Grafl in diesem Buch anhand einer Lokalstudie zur Hafenstadt Barcelona.
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