Antisemitismus ist wieder sichtbar, teils offen, teils versteckt hinter «unbedachten » Äußerungen und Israelkritik. Doch wo beginnt der Antisemitismus, und wie neu ist, was wir heute erleben? Peter Schäfer beschreibt klar und konzise, wie sich seit der Antike antisemitische Stereotype verbreiteten, zu Verfolgung und...
VORBEMERKUNG
GRIECHISCH-RÖMISCHE ANTIKE Die Diffamierung der Juden als Menschen und Fremdenfeinde Identitätsstiftende Merkmale des jüdischen Ethnos Persien und das Buch Esther:Ein Plan zur Ausrottung aller Juden Ägypten: Eine Gegenerzählung vom Exodus Syrien-Palästina: Eselskult und Menschenopfer Rom: Hass und widerwillige Bewunderung Alexandria: Das erste Pogrom der Geschichte Tacitus: Die Summe des antiken Judenhasses
DAS NEUE TESTAMENT Von innerjüdischer Polemik zu christlichem Antisemitismus Paulus: Angriff auf das traditionelle Judentum Das Matthäusevangelium: Die Schuld des ganzenjüdischen Volkes Das Johannesevangelium: Die Juden als Söhne der Finsternis
DIE CHRISTLICHE SPÄTANTIKE Der jüdische Stachel im Fleische des Christentums Die Zerstörung des Jerusalemer Tempels und die Folgen «Adversus Judaeos»: Die christliche Umdeutung der Hebräischen Bibel Justin: Dialog mit dem Juden Trypho Die Göttlichkeit Jesu und seine Menschwerdung Jüdische Polemik gegen das Christentum Arius und das Nizänische Glaubensbekenntnis Chrysostomus: Hasspredigten gegen die Juden Ambrosius: Die Kirche im Kampf gegen die Juden Augustinus: Die Juden als «Rest Israels» Die antijüdische Gesetzgebung der Spätantike
DER ISLAM Juden und Christen als Schutzbefohlene Muhammad und die Juden: Allianzen und Kriege Der Koran: Die Religion Abrahams und ihre Entstellungen Die Ausbreitung des Islam: Jerusalem Die rechtliche Stellung der Juden
DAS CHRISTLICHE MITTELALTER Schutz, Ausbeutung und Verfolgung Kirchliche Judengesetzgebung: Vom Schutz zur Unterdrückung Weltliches Recht: Die Juden als Besitz des Herrschers Angst vor selbstbewussten Juden Kreuzzüge und Judenverfolgungen Die Legende vom jüdischen Ritualmord Die Pariser Talmudverbrennung von 1242 Der Vorwurf des Hostienfrevels Das Motiv der Judensau Pest und Pogrome Vertreibungen aus West- und Mitteleuropa
FRÜHE NEUZEIT Zwischen Hebraismus und Antisemitismus Johannes Reuchlin: Die neue Wissenschaft unddas Recht der Juden Martin Luther: Das wahre christliche und das teuflische Judentum Der späte Luther: Hass und Aufruf zur Vernichtung Christlicher Hebraismus und Philosemitismus
DAS ZEITALTER VON AUFKLÄRUNG, EMANZIPATION UND NATIONALISMUS Gesellschaftlich akzeptierter Antisemitismus Aufklärung: Das Judentum als Inbegriff der Intoleranz Anfänge der Emanzipation Emanzipation und Nationalismus Das Kaiserreich als antisemitische Konsensgesellschaft Juden in Wirtschaft und Gesellschaft des Kaiserreichs Rassentheorie als Leitdisziplin Politische Parteien und Verbände im Deutschen Reich Das antisemitische Europa: Von der Dreyfus-Affäre zu den«Protokollen der Weisen von Zion»
VON DEN WELTKRIEGEN BIS ZUR GEGENWART Vernichtungsantisemitismus und die Wiederkehrdes Verdrängten Weimarer Republik: Im Vorhof zur Hölle NSDAP: Der Kampf gegen die Juden als Programm Das «Dritte Reich»: Vom «Judenboykott» bis zur «Kristallnacht» Krieg und Schoah Nach der Schoah: Kontinuität und Verdrängung Aufklärung über die Schoah und die Wiederkehr alter Muster Kritik an Israel - und wo sie antisemitisch wird Zurück in die Mitte der Gesellschaft Islamischer Antisemitismus Israelboykott: Die Diskussion um den BDS
AUSBLICK
ANHANG Anmerkungen Literatur Personen- und Ortsregister
Antisemitismus ist wieder sichtbar, teils offen, teils versteckt hinter «unbedachten » Äußerungen und Israelkritik. Doch wo beginnt der Antisemitismus, und wie neu ist, was wir heute erleben? Peter Schäfer beschreibt klar und konzise, wie sich seit der Antike antisemitische Stereotype verbreiteten, zu Verfolgung und Vernichtung führten und auch nach der Shoah virulent sind. Sein umfassender, souveräner Überblick macht eindringlich deutlich, warum der Antisemitismus so alt und zugleich so aktuell ist.
Schon in der vorchristlichen Antike gab es Judenhass, Ghettos und Pogrome, doch erst die neutestamentlichen Schriften schufen mit ihrer Gegnerschaft zum Judentum die Voraussetzungen für Ritualmordlegenden und Verfolgungen im christlichen Mittelalter. Luther rief zur Auslöschung der «Teufelskinder» auf, die Aufklärer fanden das Judentum unvernünftig, Wissenschaftler begründeten den Judenhass rassistisch, und allzu viele waren bereit, sich an der «Endlösung der Judenfrage» zu beteiligen oder schauten lieber weg. Man könnte meinen, dass der Schock des Massenmordes heilsam war, doch Antizionismus und rechte Ideologien dringen seit Jahren mit antisemitischem Gepäck in die Mitte der Gesellschaft vor und bereiten den Boden für neue Gewalt. Peter Schäfers erhellendes Buch ist Pflichtlektüre für alle, die besser verstehen wollen, warum der Antisemitismus so alt und zugleich so aktuell ist und was er für Juden in der Nachbarschaft, in Israel und überall auf der Welt bedeutet.
Peter Schäfer, Professor em. für Judaistik, hat an der Freien Universität Berlin (1983 - 2008) und der Princeton University gelehrt (1998 - 2013) und war bis 2019 Direktor des Jüdischen Museums Berlin. Er wurde u. a. mit dem Leibnizpreis der DFG, dem amerikanischen Mellon Distinguished Achievement Award, dem Dr. Leopold Lucas-Preis der Universität Tübingen und dem Reuchlinpreis der Stadt Pforzheim ausgezeichnet.