Erst vor wenigen Jahren hat Josef Winkler erfahren, dass sein Kärntner Landsmann Odilo Globocnik, der sich als Leiter der »Aktion Reinhardt« mit den Worten »Zwei Millionen ham' ma erledigt« des Massenmords an den Juden gerühmt hatte, nach seinem Zyankali-Freitod im Mai 1945 auf einem Gemeinschaftsfeld Kamerings...
Erst vor wenigen Jahren hat Josef Winkler erfahren, dass sein Kärntner Landsmann Odilo Globocnik, der sich als Leiter der »Aktion Reinhardt« mit den Worten »Zwei Millionen ham' ma erledigt« des Massenmords an den Juden gerühmt hatte, nach seinem Zyankali-Freitod im Mai 1945 auf einem Gemeinschaftsfeld Kamerings verscharrt wurde, in den »Sautratten« - dort, wo auch Winklers Vater und Großvater ihr Getreide anbauten und ernteten. In einem bösen Wortmarathon exhumiert der Autor das Skelett des SS-Massenmörders Globocnik - und mit dem Skelett die Geschichte von Winklers Heimatdorf Kamering nach dem Krieg. Laß dich heimgeigen legt den Finger in die Wunde eines Jahrzehnte währenden kollektiven Verschweigens. »Die Sätze, die sich in kreisenden, bohrenden, in schauerliche Tiefe grabenden Bewegungen entfalten, gehören zum Wuchtigsten, was deutsche Prosa heute überhaupt bieten kann.« Jury des Österreichischen Buchpreises
Josef Winkler wurde am 3. März 1953 in Kamering bei Paternion in Kärnten geboren. 2008 erhielt er den Georg-Büchner-Preis.
»Der Nährboden dieses in seiner Obsession und seiner Sprachgewalt mitreißenden Buches ist im buchstäblichen Sinne der Kärntner Massenmörder Odilo Glabocnik ... Und dass die Generationen, die davon wussten, einen Mantel des Schweigens über die Verbrechen des Krieges gebreitet haben ... Die Art und Weise wie Josef Winkler diesen Stoff sprachlich zu fassen bekommt, ist getragen von einem unverwechselbaren Furor und, nicht zu übersehen, von großem Schmerz.« (06.05.2018)