West-Berlin! Jene verschwundene Insel, wo die Kneipen die ganze Nacht aufhatten, damit der Kiez die Revolution planen konnte, wo das Bier billig war und Bockwurst mit Brot als Abendessen galt. Wo die Häuser Einschusslöcher aus dem Krieg hatten und die Mauer die Bundeswehr draußen hielt. Wo die Stadtregierung...
West-Berlin! Jene verschwundene Insel, wo die Kneipen die ganze Nacht aufhatten, damit der Kiez die Revolution planen konnte, wo das Bier billig war und Bockwurst mit Brot als Abendessen galt. Wo die Häuser Einschusslöcher aus dem Krieg hatten und die Mauer die Bundeswehr draußen hielt. Wo die Stadtregierung regelmäßig in Bausümpfen versank und die S-Bahn nicht fuhr. Wo Alteingesessene, Türken und zugezogene Studenten nebeneinanderher lebten, im Winter der Kohlenstaub durch die Straßen waberte und im Sommer das Gras. Der Halbstadt, die 1949 entstand und 1989 verschwand, ist dieses Buch gewidmet, für das viele bekannte AutorInnen und JournalistInnen, die hier geboren wurden oder die hierher zogen, etwas beigetragen haben. Für die, die dabei waren und für die, die es wissen wollen.
14. Rosa von Praunheim, international preisgekrönter Filmregisseur und Autor, gilt als wichtiger Vertreter des postmodernen deutschen Films und ist Wegbereiter der politischen Schwulen- und Lesbenbewegung in der Bundesrepublik. In über 50 Jahren drehte er über 150 Filme. Als Holger Mischwitzky 1942 in Riga, Lettland, geboren, wuchs er in Frankfurt am Main und lebt ab Mitte der sechziger Jahre in Berlin. Ab 1970 drehte er unter anderem „Die Bettwurst“, bis heute Kultfilm, und „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation in der er lebt“, mit dem er die neue deutsche Schwulenbewegung gründete. Durch den Skandal, den der Film auslöste wurde er berühmt und berüchtigt.